Ende vom Driving-Office

Nach intensiven 3,5 Jahren mit rund 100.000 Fahrkilometern und ca. 500 Übernachtungen endet heute am 31. Mai 2013 meine „Mobilisten-Karriere“.
Ich habe durch diese Art der Dienstreisen Deutschland neu kennengelernt und auch gesundheitlich einige positive Aspekte mitgenommen (weniger Hetzen, mehr „slow down“ und mehr Bewegung).
Aber wo Licht ist, gibt es auch Schatten:
Man muss logistisch immer etwas weiter planen (wo gibt es eine Ver-/Entsorgung, Gas, Supermärkte und passende Parkplätze, ist im Winter die Heizung mit genügend Gas an, hat die Brennstoffzelle genug „Brennstoff“? ) und hat eben längere Wege.

Aufgehoben Autobahn

Zeit ist eben doch Geld
Und slowdown hin oder her, es macht schon einen spürbaren zeitlichen Unterschied aus, ob ich auf einer Strecke von z. B. 400 km maximal nur 100km/h fahren darf, oder eben doch einen Schnitt von 130 km/h erreiche; und da ist noch keine Rede von „Rasen“!
Auch die „Logistik-Zeit“ (siehe oben, VE, Einkaufen etc.) ist nicht zu unterschätzen, zumindest wenn man einen beruflichen engen Terminplan hat.
Ich will aber in keinster Weise ein Wohn- oder Reisemobil schlecht reden, es hat absolut seine Berechtigung. Und je nach Einsatzzweck kann es auch seine Stärken und Vorteile ausspielen. Aber ein Wohnmobil ist eben immer ein Kompromiss zwischen Wohnen und mobil sein.

Park-Hotel & Spa in Baden-Baden (Archivfoto vom 01.06.2006 DPA).

Park-Hotel & Spa in Baden-Baden (Archivfoto vom 01.06.2006 DPA).

Und so widersprüchlich es jetzt klingen mag, ich genieße erstmal wieder die Zeit der „schnellen“ Reisen samt schöner Hotels (zugeben, jetzt in der „Nach-Womo-Ära“ bin ich hier auch wählerischer als vorher). Denn mal ganz ehrlich, ein gut gewähltes Hotel mit SPA und schönem Frühstücksbuffet hat doch auch seinen Reiz 😉

 

Genervt vom Nutzfahrzeug-CharakterFiat
Und ich gebe zu, gerade unter den automotiven Geschichtspunkten war ich zuletzt am meisten genervt. Vermisste Funktionen, vom Regensensor angefangen über die autom. Nachblinkfunktion des Blinkers, die sanft schaltende 6-Gang-Automatik bis zur 2-Zonen-Klima-Automatik, 6-fach Airbag, Sitzheizung (ok, das gibt es im Sprinter wohl auch) fielen zu Anfang nicht so auf, da ja alles andere neu war. Aber insbesondere nach 4 Wintern möchte ich eigentlich doch nicht mehr ohne permanenten Allrad-Antrieb und einem auch bei -20 Grad sicher anspringendem 6-Zylinder-Motor unterwegs sein (gleicher Diesel, gleicher Parkplatz: Der Ducato startet widerwillig und geht gleich wieder aus, das SUV startet und fährt los).
Und dann waren da noch die weiteren FIAT-Erfahrungen; anfangs nur lästig, da Gewährleistung (Luftmengenmesser getauscht, geplatzter Klima-Schlauch etc…), wurde es nun auch finanziell nerviger: Neuer Auspufftopf (700,- EUR), Getriebe- und Differential-Verschleiß (2.000,-), Kupplungsscheibe getauscht (1.200,- EUR), Radlager (850,-) …. auch wenn man sagen muss, dass die Fiat- bzw- Iveco-Werkstatt faire Stundensätze nehmen, es läppert sich doch. Und in dieser Häufigkeit hatte ich es bisher mit keinem anderen Auto erlebt, bei gleicher Kilometerleistung. Ich bin extra nach dem Ende der Gewährleistung wieder in den ADAC eingetreten und diesen brauchte ich die letzten 10 Jahre davor nicht, hier musste ich ihn 2x in Anspruch nehmen: Einmal war die Bremse nach gerade mal 2 Woche parken fest, das andere mal weil er im Winter nicht ansprang (konnte auch nicht gelöst werden, siehe oben).

ADAC Pannenstatistik 2012

Quelle: ADAC Pannenstatistik 2012

Und auch der Aufbau mit seiner Technik, wenn auch mit einem exzellenten Kundenservice seitens Dethleffs, ist nicht nur problemlos gewesen. Ich bin nicht der Typ, der stets eine komplette Werkzeugkiste dabei hat …

Meiner Meinung nach werden zwei Welten „zwangsverheiratet“, die nicht wirklich aufeinander abgestimmt, geschweige denn optimal designed und geplant sind. Es reicht eben nicht, einen Wohnwagen auf ein Nutzfahrzeug zu schrauben (vereinfacht ausgedrückt). Ein Kastenwagen, zumindest auf Basis eines MB Sprinter, kommt zwar dem automotiven Charakter wohl am nächsten…. aber dafür ist der Innenraum (Bettenmaße, Naßzelle usw.) wieder stark eingeschränkt, eben mit vielen Kompromissen bei recht hohem finanziellen Aufwand.

Gibt es auch für 100.000,- EUR

Gibt es auch für 100.000,- EUR

Apropos Kosten: Ein Mobil mit „Alltags-Ansprüchen“ (winterfest, genügend Zuladung, ausreichend großen Tanks etc.) kostet schnell um die 100.000,- EUR; auch als Kastenwagen! Wenn man sich lang genug in der Mobilszene rumtreibt, verliert man aber auch etwas die Relationen. Denn für 100.000,- EUR bekomme ich auch absolute Luxus-Limousinen oder Super-Sportwagen; bei den Mobilen befindet man sich gerade mal im oberen Mittelfeld (man kann sich auch einen Iveco-Lastesel mit Wohnaufbau für 250.000,- EUR gönnen!).

oder lieber eine bequeme S-Klasse?

oder lieber eine bequeme S-Klasse?

Jetzt ist aber erstmal wie gesagt das Kapitel Wohnmobil für mich abgeschlossen und ich freue mich auf „was Neues“…. 😉

Das Mobil hat übrigens ein WoMo-Händler aus dem schwäbischen gekauft und heute abgeholt. Wenn ihr es also irgendwo seht, ich bin da nicht mehr drin 😉

 

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7 Antworten zu Ende vom Driving-Office

  1. Carsten sagt:

    Sascha, ich danke Dir für Deine Blogposts, die vielen Bilder und die nette Berichterstattung! Von Deinen Erfahrungen, gerade in Bezug auf Stellmöglichkeiten in Ballungsräumen, hoffe ich profitieren zu können, wenn in einigen Wochen mein Rolling Office ausgeliefert wird. Dir nun auch zurück in PKW’s weiter heile Reisen.
    Grüße aus Nordhessen,
    Carsten

    • Carsten sagt:

      Als Kommentar zu meinem Kommentar vor einem Jahr – habe wegen technischen Unzulänglichkeiten mein berufliches WoMo heute gewandelt. 10 Monate, knapp 30.000 km, weit über 100 Nächte darin – eine schöne Zeit.

      • admin sagt:

        Tja, da waren sie wieder, die technischen Nervereien der „Freizeit-Laster“. Ich glaube, nirgends geht die Schere von Einsatz Geld zu bekommender Qualität so weit auseinander, wie bei WoMo´s.
        Und nun? Schon mal einen Caravan angeschaut ?
        😉

        • Carsten sagt:

          Nein, noch nicht. Wir wechseln getreu des Mottos ‚Neues Spiel, neues Glück‘ das Basisfahrzeug, den Hersteller und den Grundriss.
          Und hoffen auf Besserung -:)
          Mit Sonne im Herzen.

  2. …oooch, und nun hatte ich mich schon so auf die Käseplatte gefreut 😉
    Schade, dass deine Zeit im rollenden Büro vorbei ist. Wir haben gern auf der Seite gelesen und fanden es einfach interessant, dass du das WoMo so ganz anders nutzt, als wir -gezwungenermaßen- Ferienreisenden. Wir wünschen dir eine gute Zeit und schicken liebe Grüße aus Bayern!
    Martina und Thomas mit Anna & David

  3. Dirk sagt:

    Mir erging es genauso. Dir Sascha alles erdenklich Gute.

    Gruß

    Dirk

  4. nicota sagt:

    Schade,

    habe deinen Blog geliebt.

    salut
    Nico

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